Christoph Westermeier Jurgen Ots

Jurgen Ots und Christoph Westermeier
Der Magen Europas

Teil I:
25. Januar bis 29. Februar 2020
Da in die Front, Düsseldorf

Teil II:
27. bis 28. Februar 2021
Rotonde 58, Brüssel

Eine Art, über das Archiv nachzudenken, ist durch seine Institutionalisierung: ein Raum, eine Struktur oder ein Gebäude; eine Form, die mit der Intention Information zu speichern geschaffen wurde, die möglicherweise einer größeren Öffentlichkeit zugänglich sein kann. Ein wichtiger Aspekt, der das Wesentliche über den Raum offenbart, ist seine Verbindung zu Zeit: Dinge, die in das Archiv eingehen, kommen aus der Vergangenheit und sollen für die Zukunft lebendig bleiben.

Das lebendige oder gelebte Archiv anspielend, besteht "Der Magen Europas" von Christoph Westermeier und Jurgen Ots aus einer Sammlung von gefundenen Büchern und Fotoalben sowie einer Reihe von Fotografien, die 2020 in Brüssel aufgenommen wurden. Kindheitserinnerungen – Stoffe eines täglichen Lebens, die üblicherweise geheim gehalten wurden – erlangen neue Sichtbarkeit. Sie werden öffentlich ... Eigentum des fremden voyeuristischen Blicks auf einem Flohmarkt und weiterverteilt im Netzwerk zeitgenössischer Kunstproduktion.

Der Ausstellungsraum ist ein für die internationale EXPO 1958 gebauter Pavillon im Zentrum Brüssels. Heute wird der Raum als soziales Zentrum genutzt. Der ursprüngliche Zweck des Pavillons als Ticketschlater scheint fast symbolisch zu sein. Er wird zu einer Vertretung für den "Magen Europas": Eine Dialektik der Geschichte und ihre Bürde im Angesicht des zeitgenössischen vereinten Europas. Die Arbeit ist somit innerhalb eines sozialen Netzwerks entstanden – einander verbindende Erzählungen und alte Gegenstände, die ihre Bezüge und ihren Wert auf dem Markt verloren haben.

Jürgen installiert die Ergebnisse seiner Flohmarktkäufe mit den gefundenen Büchern, Kassetten, Militärkarten und Briefen auf drei großen Holztischen. Bilder vom Staub der Zeit, die Christoph sich gesichert hat, schleichen sich ein und liegen erstarrt zwischen ihren Herkunftsgeschichten. Beide unterhalten sich, sie unterbrechen sich, lachen über ihre Witze, erzählen sich von einer gemeinsamen Reise nach Griechenland vor vielen Jahren und sprechen dann lauter als erwartet. "Die Anstrengung eines Streits ist nicht weniger als die Freunde des Beisammenseins", ruft der lottrige Sicherheitsmann, der an der Tür wartet, während sie sich sputen, um ihren Zug Richtung Süden zu nehmen.

Die beiden Künstler spielen sich eine Fülle von Informationen zu, dadurch in ihre gemeinsame Archäologie schauend. Das Zwischenspiel zwischen Objekt und Dokument, zwischen kollektivem Unterbewusstsein und persönlicher Aussage wird offentsichtlich zu einem politischen Akt: zu einem solchen über die gesellschaftlichen Probleme eines geeinten Europas, das mit der historischen Vergangenheit und der beunruhigenden Kraft der Erzählung im Kontext von Kunst umgeht.
 
 
Text: Haris Giannouras (Auszug aus dem Ausstellungstext)

Visuelle Kunst

Die Förderung der besonderen Vielfalt der Kunst hoher Qualität in und aus Nordrhein-Westfalen zeichnet den Bereich der Visuellen Kunst der Kunststiftung NRW aus. Dabei stehen die Konzeption und Realisierung von neuen Ideen ebenso wie nachhaltige Formate im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit.

Durch die Vergabe von Stipendien und Residenzen stärken wir freie und nachhaltige Arbeitsformen sowie die regionale und internationale Vernetzung einer lebendigen Kunstszene. Mit der Unterstützung von Produktionen, Neuproduktionen und Publikationsvorhaben, Ausstellungen und anderen Vorhaben in beispielsweise Museen, kleineren Ausstellungshäusern und Kunstvereinen fördern wir diejenigen, die sich wegweisend mit gegenwärtigen und relevanten Themen in außergewöhnlichen Formaten auseinandersetzen. Sie formen damit die Kunstlandschaft Nordrhein-Westfalens und ermöglichen ihre Weiterentwicklung. Unser besonderer Fokus liegt dabei auch auf der langfristigen Professionalisierung und Etablierung junger Kunstschaffender.
 

  • Förderung

    • Allgemeine Vorhaben

      Für allgemeine Vorhaben gilt grundsätzlich das folgende Antragsverfahren.
      Künstler:innen unter 40 Jahren und unabhängige Projekträume können ihre Anträge ausschließlich über das Antragsverfahren Junge Szene einreichen.

      • Visuelle Kunst
        Antragsverfahren
        Allgemeine Vorhaben

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      • Förderbeispiele
        • Ausstellung
          Keren Cytter
          Bad Words
          Ludwig Forum, Aachen

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        • Ausstellung
          Adjustable Monuments
          Sammlung Philara, Düsseldorf
          26. Februar bis 26. Juni 2022

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        • Publikationen
          Public Fictions
          Daniela Ortiz
          Jens Ullrich
          Lisa Klosterkötter
          Daniela Georgieva

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        • Ausstellung
          Nimmersatt?
          Gesellschaft ohne Wachstum denken
          Kunsthalle Münster, LWL-Museum für Kunst und Kultur & Westfälischer Kunstverein

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        • Ausstellung
          Köpfe, Küsse, Kämpfe
          Nicole Eisenman und die Modernen
          Kunsthalle Bielefeld

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        • Ausstellung
          A Long Time Short
          KAI10, Düsseldorf

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        • Ausstellung
          Ève Chabanon
          Westfälischer Kunstverein, Münster

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    • Stipendien
      • Visuelle Kunst
        Antragsverfahren
        Arbeits- und Recherchestipendien

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    • Junge Szene

      Die "Junge Szene" unterstützt herausragende, experimentelle und transdisziplinäre künstlerische Ideen junger Kunstschaffender aus Nordrhein-Westfalen bis zu einem Alter von 40 Jahren sowie unabhängige Projekträume.

      Die Initiative hat sich als ein einzigartiger Katalysator für junge Kunstschaffende und für die Museums- und Ausstellungslandschaft in NRW erwiesen. Durch unsere Förderung konnten sich Ausstellungsräume NRW-weit etablieren, haben sich Arbeitsstipendien im In- und Ausland ergeben, Werkkomplexe realisiert und lange Partnerschaften mit Kunstschaffenden und Initiatoren entwickelt.

    • Residenzen
      • Atelier Galata, Istanbul

        Die Kunststiftung NRW vergibt ein Residenzstipendium im Bereich Visuelle Kunst in Istanbul.

        Ziel des Stipendiums ist es, die Kunstszene vor Ort kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen, Ideen auszutauschen und diese Impulse nach der Rückkehr in die jeweiligen Arbeitskontexte in Nordrhein-Westfalen einzubringen. Die Ausschreibung ist nicht alterslimitiert. Sie richtet sich an professionelle Kunstschaffende mit Lebensmittelpunkt in Nordrhein-Westfalen, die bereits öffentliche Anerkennung erfahren haben und erste Berufserfolge vorweisen können.
         

      • Bronner Residency, Tel Aviv

        Die Bronner Residency ermöglicht Kunstschaffenden aus NRW einen sechsmonatigen Aufenthalt in einem Wohnatelier in Tel Aviv.

        Ziel des Künstler:innenaustausches ist es, die jeweiligen Fragestellungen und Entwicklungen der Kunstszene vor Ort kennenzulernen, Kontakte aufzunehmen, zu vertiefen und neue Ansätze im künstlerischen Schaffen umzusetzen. Zudem möchte die Bronner Residency dazu anregen, produktionsungebunden und frei zu experimentieren. Damit tragen wir dazu bei, praktikable und faire Arbeitssituationen für Auslandsstipendien in der bildenden Kunst zu etablieren. Bereits seit 2008 unterhält die Kunststiftung NRW den bedeutenden Kulturaustausch zwischen Düsseldorf und Tel Aviv mit ihren Partnern, der Dan und Cary Bronner-Stiftung in Düsseldorf, dem Goethe-Institut Tel Aviv und den Artists’ Studios, Tel Aviv.
         

    • Jahresgaben Kunstvereine

      Die Sonderförderung im Bereich der Visuellen Kunst richtet sich an Kunstvereine in NRW, die durch die Produktion und den Verkauf von Jahresgaben eine einzigartige Praxis innerhalb der Kulturlandschaft unterhalten.

  • Stiftungsinitiativen
    • Nam June Paik Award

      Mit diesem Preis zeichnen wir die Arbeit internationaler Künstler:innen mit experimentellem Ansatz und medienbasierten Konzepten aus.

      Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung ist nach dem vor allem für Nordrhein-Westfalen wegweisenden Medienkünstler der ersten Stunde, Nam June Paik, benannt und wurde erstmals 2002 vergeben.
       

    • Residence NRW+

      Stipendien für bildende Künstler:innen und Kurator:innen an einem gemeinsamen Residenzort in Münster

      Gemeinsam mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen fördert die Kunststiftung NRW die Residence NRW+, ein Programm für besonders begabte junge Kunstschaffende der bildenden Gegenwartskunst.
      Pro Jahr werden vier zwölfmonatige Stipendien in Höhe von 1.450 Euro für bildende Künstler:innen bis zu einem Alter von 40 Jahren aus NRW oder mit NRW-Bezug sowie vier sechsmonatige Stipendien für Kurator:innen vergeben. Der Residenzort bietet Räume zum Leben und Arbeiten. Über die Stipendienvergabe entscheiden wechselnde Fachgremien. Das Stipendienprogramm ist an die Kunsthalle Münster angegliedert.

      Zum Bewerbungsverfahren:
      https://www.residencenrw.de/de/ausschreibung/

       

    • Publikationen

      Im Bereich der Visuellen Kunst fungiert die Kunststiftung NRW als Herausgeberin oder Initiatorin von Publikationen, die initiativ entstehen oder unmittelbar aus Förderprojekten der Stiftung hervorgehen.